Das Erleben von Zeit ist extrem von Person und Aktivität abhängig. In einem Selbstversuch stellte ich fest, dass gerade bei extremer Bewegungslosigkeit die gefühlte Zeit viel schneller vergeht als die reale Zeit. Um dieses Phänomen für Außenstehende erfahrbar zu machen, entwickelte ich einen Raum von 5,4qm in dem mit Hilfe von vier Bewegungsmeldern die Zeit gemessen wurde, in der sich ein Nutzer möglichst wenig bewegt. Nach der ersten Bewegung wurde dem Teilnehmer die Zeit über einen Bildschirm angezeigt. Um den Nutzer nicht durch Zuschauer zu stören, wurde das Geschehen im Inneren des Raums über eine Kamera nach außen übertragen. Die Installation wurde im Rahmen der Gesamtausstellung 2015 des Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt vom 17.7. bis 22.7. ausgestellt.
Im physikalischen Sinne ist das Vergehen von Zeit nur dann möglich, wenn sich Materie bewegt. »Die Zeit beschreibt die Abfolge von Ereignissen, hat also im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen eine eindeutige, unumkehrbare Richtung. Mit Hilfe der physikalischen Prinzipien der Thermodynamik kann diese Richtung als Zunahme der Entropie, d. h. der Unordnung in einem abgeschlossenen System bestimmt werden.« Das bedeutet im Umkehrschluss, wenn sich nichts bewegt, vergeht keine Zeit. Interessanter Weise lässt sich diese Theorie auf unser Zeitempfinden übertragen. Je weniger wir uns bewegen – sowohl körperlich oder geistig als auch emotional – desto langsamer vergeht für uns die Zeit.